bild der wissenschaft | Heft 11/2001 | S.24 |
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Wenn die Pappeln im Winde Rauschen ...
Das poetische Bild wurde mit einer akustischen Kamera
aufgenommen, entwickelt von der Gesellschaft zur Förderung angewandter
Informatik in Berlin.
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![]() Foto G. Heinz/GFaI |
Leider ist der von bdw veröffentlichte Text kürzer als der per Email an bdw gesandte Entwurf. Da es sich wohl weltweit um erste akustische Bilder von Windgeräuschen bzw. Luft-Turbolenzen überhaupt handelt, sei es gestattet, hier den ursprünglichen Textentwurf (ergänzt um zwei Bildfolgen) anzufügen.
Beobachtungsdetails
Im Winde rauschende Pappeln
Akustisches Photo einer Pappelgruppe. Der von links wehende Wind treibt die schallerzeugenden Wirbel aus den Pappeln hinaus und versetzt gleichzeitig die Emissionsorte stark nach rechts. Farben: rot für starke, blau für schwache Emission.
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Fig.1: Foto der Kamera des Stern-Arrays, Datenblatt Star36 siehe Arrays
Fig.2: Kantenextrahiertes Foto plus akustisches Bild
Fig.3: Bildfolge 1
Fig.4: Bildfolge 2
Die Bilder stellen Ausschnitte aus akustischen Zeitlupenaufnahmen dar, in denen man den Schallentstehungsprozeß beobachten kann.
Im Detail sind unerwartet komplexe Prozesse in der Schallentstehung zu beobachten. Während schwacher Wind nur die Wipfel zu beinahe kontinuierlicher Schallentstehung anregt, verschieben stärkere Böen die Emissionsorte in den Pappeln nach unten. Sich ausbildende, schallabstrahlende Wirbelfahnen erzeugen zusätzlich den Eindruck wehender Flammen. Allerdings erfolgt die Emission in Schüben: obwohl wir das Rascheln der Blätter als nahezu kontinuierlich empfinden, ziehen stets einzelne Böen durch die Pappeln und treiben das schallabgebende Wirbelfeld nacheinander durch die Pappelgruppe. Wie ein Brand breiten sich die flammenartigen Wirbelfahnen von einer Pappel zur nächsten aus.
Der im Bild von links wehende Wind treibt die schallerzeugenden Wirbel aus den Pappeln leicht nach rechts hinaus und versetzt gleichzeitig die Emissionsorte umso stärker nach rechts, je heftiger die Böe ist: rot/violett steht für starke, weiß bis blau für schwache Schallemission des Ortes. Weitere, links außerhalb des Bildes stehende Pappeln treiben ab und an Wirbelfahnen von links in das Bild hinein.
Zusätzlich mögliche, frequenzselektive Bewertungen zeigen weitere interessante Details der Geräuschentstehung. So ist die spektrale Ortsabhängigkeit des Rauschens ebenfalls als Parameter der Windstärke darstellbar, wobei auffällt, daß der untere Rand der Emissionen stärker hochfrequente Anteile verbirgt.
Weiter links stehen weitere Bäume, das erklärt die ab und an von links ins Bild treibenden Emissionsfahnen.
Weil die Pappelgeräusche sehr leise sind (unter 40 dB), wurde ein Hochpassfilter 300 Hz eingesetzt, um tieffrequente Emissionen von Autos etc. aus der näheren Umgebung zu blockieren.
(Fotos und Filme: G. Heinz, GFaI)
Daten
3m-Sternarray, 30 Kanäle, Meßentfernung ca. 40 Meter, Meßort: Wista-Park Berlin-Adlershof, Park zwischen Ludwig-Boltzmann-Str./ Carl-Scheele-Str./ Max-Born-Str., 16.8.2001, Parameter: Hochpassfilter 300 Hz, Abtastrate 192 kS/s, Belichtungszeit pro Bild 50 msgh