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Deutscher Zeitungsdienst

Energie und Umwelt

02/01    16.Februar



Seite 9

 
Akustische Kamera "sieht" Lärm

Mit Neuentwicklung Umweltproblemen auf der Spur
50.000 Bilder in der Sekunde

Von ppl-Korrespondent Peter Heinze

Berlin (ppl) - Jeder erlebt es täglich auf der Straße oder an der Baustelle, die diesmal ausgerechnet vor dem eigenen Wohnhaus eingerichtet wurde: Lärm ist eine der schlimmsten Umweltbelastungen. Doch wie kann man solch nervende Geräusche wenigstens eindämmen, wenn sie schon nicht zu verhindern sind? Diese Frage hat den Berliner Forscher Dr. Gerd Heinz über Jahre intensiv beschäftigt, bevor er eine genial einfache Lösung fand - er baute eine akustische Kamera und machte den Lärm sichtbar.

"Das Prinzip ist relativ einfach." So der Chef der Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik e.V. (GFaI), Dr. Tiedtke. Auf einem Stativ steht ein überdimensionales "Radargerät" - in der Mitte das Objektiv einer ganz normalen Kamera, rundherum messen 32 Mikrophone in unterschiedlicher Anordnung die Schallwellen. Da die Mikrophone den Lärm jeweils wie mit einer Linse aus ihrem Blickwinkel erfassen, sind auch deren Werte verschieden. Alles zusammen wird dann über ein Computerprogramm auf den Bildschirm gezaubert. Hokuspokus. Wo besonders geräuschintensive Stellen sind, ist es lila oder rot, bei den geräuschärmeren dominieren gelb, grün oder blau. Wenn man Foto und Schallbild überlagert, ist der eigentliche Geräuschherd exakt zu bestimmen.

Drehgestelle der Straßenbahn waren zu laut

In der Praxis hieß das: Nicht "die Straßenbahn" schlechthin, sondern nur einzelne Drehgestelle waren zu laut. Heinz: "Die Techniker wussten dann genau, wo sie suchen mußten." Beim PKW kam für manche Experten die Überraschung, dass eben nicht der Motor die meisten Geräusche verursacht, sondern der vom Asphalt reflektierte Schall von Ölwanne und Vorschalldämpfer. Bei Flugzeugen, so ein weiteres Untersuchungsergebnis, wird das Dröhnen der Düsen von der Schallreflexion auf der Start- und Landebahn verdoppelt.

Viele Unternehmen nutzen diese Möglichkeit, um ihre Erzeugnisse schon vor der Produktion hinsichtlich des Lärmpegels genau prüfen zu lassen. So testete ein Hersteller von Windkrafträdern, die ja für ihre Geräuschemissionen bekannt sind, noch einmal ein neu entwickeltes Windsegel und fand, dass es mehr Lärm als das bisherige verursacht. Die Geräuschkamera hatte den Konstruktionsfehler entdeckt.

War der Prototyp der Kamera auf Geräuschaufnahmen aus unmittelbarer Nähe geeignet, so kann man jetzt auch mit einem neu entwickelten Fernmeßsystem den Lärm aus mehreren hundert Meter Entfernung lokalisieren. Doch die Forscher um Gerd Heinz sind mit ihrer weltweit nahezu konkurrenzlosen Entwicklung noch nicht zufrieden, arbeiten an weiteren Verbesserungen.
 
 



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