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Wenn Geräusche sichtbar werden Eine Kamera von Gerd Heinzkommt dem Lärm auf die Spur
Geräusche sehen, Farben schmecken, Licht riechen – das ist nun mal mit
der menschlichen Ausstattung an Sinnesorganen nicht zu machen, sollte
man meinen. Gerd Heinz ist da anderer Meinung, zumindest, was das Sehen
von Geräuschen betrifft. Zusammen mit seinen Mitarbeitern Dirk Döbler,
Patrick von Pflug und Swen Tilgner hat er eine Kamera entwickelt, die
Schallwellen und ihre Reflektionen sichtbar macht. Die „Akustische
Kamera“, entwickelt an der GFaI, der Gesellschaft zur Förderung
angewandter Informatik in Adlershof, zeichnet Schallquellen auf und
bildet sie ab, ähnlich einem Wärmebild.
Die „Akustische Kamera“
besteht aus einer Gruppe von Präzisionsmikrofonen, die, je nach
Einsatzgebiet und Schallquelle, kreis-, stern- oder kugelförmig
angeordnet sind. In ihrer Mitte befindet sich eine Foto- oder
Videokamera. Die elektrischen Signale der Mikrofone werden nach
Amplitude, Frequenz und Phase analysiert und über einen Computer in
Bildsignale umgewandelt. Das Foto oder Video – auch Bewegtaufnahmen in
Zeitlupe sind möglich – zeigt den gemessenen Gegenstand: Falschfarben
markieren den Ort der größten Geräuschentwicklung, die lautesten
Stellen zum Beispiel sind rot eingefärbt.
„Als uns 1997 das erste Schallbild einer Boeing 737 gelungen ist,
traute ich meinen Augen kaum“, erzählt Gerd Heinz. „Die lautesten
Stellen traten nicht, wie erwartet, auf beiden Seiten der Maschine,
rund um die Triebwerke auf, sondern übereinander und nur auf einer
Seite. Eines der abstrahlenden Triebwerke und die Schallreflektion
darunter waren markiert. Auf Nachfrage wurde auch klar, warum: Das
andere Triebwerk war abgeschaltet. Akustisch war das aus der Ferne
nicht zu unterscheiden.“
Mit der Kamera kann die
Geräuschentwicklung aber nicht nur direkt am Objekt gemessen werden, es
lassen sich auch Aussagen über die Ausstrahlung und Fernwirkung machen.
Außerdem lassen sich Geräusche in einem lauten Umfeld besser orten. Die
Kamera kann akustische Ereignisse sichtbar machen, die sonst überlagert
werden.
Bislang ließ sich die Lärmquelle einer größeren
Maschine nur ausfindig machen, indem man sie zerlegte und in einen
schallisolierten Raum schaffte, um sie dort zu vermessen. Jetzt lassen
sich selbst rollende Fahrzeuge im Alltagsbetrieb kartieren.
Das
scheint vor allem in der Fahrzeugindustrie eine immer wichtigere Rolle
zu spielen, 90 Prozent der Käufer sind aus dieser Branche. Dort wird
die Entwicklung in erster Linie eingesetzt, um herauszufinden, welche
Teile des Motors am lautesten sind. Denn somit lässt sich generell die
Lärmemissionen von Fahrzeugen verringern. Die akustische Kamera wird
aber auch in der Qualitätssicherung verwendet. Dort spürt sie die
Quelle einzelner Klapper- oder Knackgeräusche im Innenraum auf – so
lässt es sich in Zukunft wohl leiser reisen.
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