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Wie aus Wissen Arbeit wirdGestern Abend wurde zum 20. Mal der Innovationspreis verliehen. Zum Jubiläum in Potsdam gab es vier Gewinner und eine Bilanz
Von Harald Olkus
und Roland Koch
Der
Ort der diesjährigen Festveranstaltung, die Potsdamer Schinkelhalle,
war mit Bedacht gewählt. Neue Technik in alter Kulisse, das schafft
einen Spannungsbogen, der per se für Aufmerksamkeit sorgt. Als gestern
Abend zum 20. Mal der Innovationspreis Berlin / Brandenburg verliehen
wurde, erhielt der Ort aber noch eine weitere Bedeutung. „Das Gebiet
rund um die Schiffbauergasse ist ein Kultur- und Gewerbestandort, der
sich gerade sehr dynamisch entwickelt“, sagte Potsdams
Oberbürgermeister Jann Jakobs bereits gestern Morgen auf der
Pressekonferenz. Und darum gehe es nun einmal – Ideen zu prämieren, mit
denen sich der Wirtschaftsstandort als ein besonders innovativer
beweisen könne.
Mit dem Innovationspreis, der seit 1992
gemeinsam mit Brandenburg verliehen wird, wurden in diesem Jahr vier
technische Entwicklungen kleiner und mittelständischer Unternehmen
ausgezeichnet. Gemeinsam ist ihnen, dass ihre Wettbewerbsbeiträge eine
„Innovationshöhe“ schaffen. Dieser Begriff stammt vom Jury-Vorsitzenden
und Präsidenten der Bundesanstalt für Materialforschung (BAM), Manfred
Hennecke. Er bezeichnet damit, worum es beim Wettbewerb im Wesentlichen
geht: Wer erfolgreich sein will, muss bisherige technische Verfahren
oder Produkte deutlich verbessern.
Preisträger sind in diesem
Jahr die Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik (GfaI) in
Berlin-Adlershof, die für die Entwicklung einer Akustischen Kamera
ausgezeichnet wird, mit der Schallwellen sichtbar gemacht werden
können. Aus Berlin-Dahlem kommt die Laser- und Medizin-Technologie GmbH
(LMTB), die den Preis für einen Hämoglobinsensor erhält, mit dem die
Qualität von Blutkonserven getestet werden kann. Aus dem
brandenburgischen Lenzen erhält die Firma Uwe Braun den
Innovationspreis für „Sebili“, eine beleuchtete Sonnenblende für Autos,
die das Blenden entgegenkommender Fahrzeuge bei Nachtfahrten sowie das
Einschlafrisiko am Steuer verringern soll. Und die Firma Mimidos aus
Hennigsdorf in Brandenburg wird für ein neuartiges Misch- und
Dosiersystem für Flüssigkeiten ausgezeichnet.
Auch nach 20
Jahren scheint der Preis nichts an Attraktivität bei den teilnehmenden
Unternehmen und Firmengründern verloren zu haben. Mit 211 Einsendern
wurde die Zahl der vergangenen Jahre abermals übertroffen. Von den
Bewerbern stammen 122 aus Berlin, 85 aus Brandenburg und vier aus
anderen Bundesländern. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das Ergebnis
einen Zuwachs von rund 25 Prozent bei den Teilnehmern aus Brandenburg.
„Die Auswahl der Gewinner war in diesem Jahr besonders schwierig“,
sagte Manfred Hennecke gestern Morgen. „Denn es gab unglaublich viele
gute Teilnehmer.“ Erstmals wurden deshalb neben den vier Preisträgern
drei weitere Teilnehmer gelobt: Die Firma Schmid Baukunststoffe aus Bad
Liebenwerda, die Balkonplatten aus Kunststoff-Recycling herstellt. Das
Institut für Solartechnologien aus Frankfurt an der Oder für
Fertigungsverfahren von Dünnschicht-Solarzellen, und die Audiantis GmbH
für ein interaktives Übertragungsverfahren im Internet.
Auch
immer mehr Unternehmen erkennen offensichtlich die Bedeutung des in
Public-Private-Partnership vergebenen Preises und engagieren sich als
Sponsoren. So auch Microsoft Deutschland – das Software-Unternehmen
wurde neuer Hauptsponsor.
Das Jubiläum wird offensichtlich von
den Veranstaltern als guter Zeitpunkt angesehen, um eine Zwischenbilanz
zu ziehen: Deshalb wurden jetzt auch die Ergebnisse einer empirischen
Studie vorgestellt, die die Auswirkungen des Preises auf die insgesamt
75 Gewinner des Innovationspreises seit 1984 und den
Wissenschaftsstandort Berlin / Brandenburg untersucht hat. Sie wurde im
Rahmen eines Sponsorings vom Berliner Beratungsunternehmen tivona
partners durchgeführt, die sich auf innovative und
technologieorientierte Unternehmen spezialisiert hat und diese als
Coach und Berater bei der Unternehmensentwicklung unterstützt.
Methodische Unterstützung lieferte das Institut für Management der
Humboldt-Universität zu Berlin.
Die Ergebnisse der Studie
stimmen die Verantwortlichen zuversichtlich: Gewinner des
Innovationspreises behaupten sich demnach durchweg erfolgreich am
Markt. Ein Großteil der aus den Innovationen entstandenen Produkte oder
Dienstleistungen wird nicht nur in Deutschland, sondern weltweit
vermarktet. Die Unternehmen liegen mit einem durchschnittlichen
Wachstum der Mitarbeiterzahl mit 9,4 Prozent weit über dem Durchschnitt
im produzierenden Gewerbe, das im vergangenen Jahr 2,2 Prozent seiner
Mitarbeiter abbaute. Auch die Chancen auf Kredite stehen besser als
beim übrigen Mittelstand. Als besonders hilfreich sah eine große Anzahl
der befragten Unternehmen den Marketingeffekt sowie die Förderung von
Kontakten zur Politik an.
Was sich ein großer Teil der
Befragten stärker vom Innovationspreis wünsche, seien Kontakte zu
Geldgebern und Kooperationspartnern. Nach Ansicht der Berater sollte
den Unternehmen leichter Zugang zu Beteiligungskapital ermöglicht
werden und sie sollten mehr Unterstützung beim Aufbau von
Vertriebskompetenz erhalten.
Nach Meinung der Veranstalter
verknüpft der Innovationspreis Forschung und betriebliche Praxis und
trägt damit dazu bei, dass aus Wissen schließlich Arbeit wird. „Die
Region Berlin / Brandenburg weist die höchste Wissenschaftsdichte in
Deutschland auf“, sagte gestern Morgen Berlins
Wirtschafts-Staatssekretär Volkmar Strauch. „Wir sollten alles daran
setzen, diese auch wirtschaftlich zu nutzen.“
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