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29.11.2003

Wie aus Wissen Arbeit wird

Gestern Abend wurde zum 20. Mal der Innovationspreis verliehen. Zum Jubiläum in Potsdam gab es vier Gewinner und eine Bilanz

Von Harald Olkus

und Roland Koch

Der Ort der diesjährigen Festveranstaltung, die Potsdamer Schinkelhalle, war mit Bedacht gewählt. Neue Technik in alter Kulisse, das schafft einen Spannungsbogen, der per se für Aufmerksamkeit sorgt. Als gestern Abend zum 20. Mal der Innovationspreis Berlin / Brandenburg verliehen wurde, erhielt der Ort aber noch eine weitere Bedeutung. „Das Gebiet rund um die Schiffbauergasse ist ein Kultur- und Gewerbestandort, der sich gerade sehr dynamisch entwickelt“, sagte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs bereits gestern Morgen auf der Pressekonferenz. Und darum gehe es nun einmal – Ideen zu prämieren, mit denen sich der Wirtschaftsstandort als ein besonders innovativer beweisen könne.

Mit dem Innovationspreis, der seit 1992 gemeinsam mit Brandenburg verliehen wird, wurden in diesem Jahr vier technische Entwicklungen kleiner und mittelständischer Unternehmen ausgezeichnet. Gemeinsam ist ihnen, dass ihre Wettbewerbsbeiträge eine „Innovationshöhe“ schaffen. Dieser Begriff stammt vom Jury-Vorsitzenden und Präsidenten der Bundesanstalt für Materialforschung (BAM), Manfred Hennecke. Er bezeichnet damit, worum es beim Wettbewerb im Wesentlichen geht: Wer erfolgreich sein will, muss bisherige technische Verfahren oder Produkte deutlich verbessern.

Preisträger sind in diesem Jahr die Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik (GfaI) in Berlin-Adlershof, die für die Entwicklung einer Akustischen Kamera ausgezeichnet wird, mit der Schallwellen sichtbar gemacht werden können. Aus Berlin-Dahlem kommt die Laser- und Medizin-Technologie GmbH (LMTB), die den Preis für einen Hämoglobinsensor erhält, mit dem die Qualität von Blutkonserven getestet werden kann. Aus dem brandenburgischen Lenzen erhält die Firma Uwe Braun den Innovationspreis für „Sebili“, eine beleuchtete Sonnenblende für Autos, die das Blenden entgegenkommender Fahrzeuge bei Nachtfahrten sowie das Einschlafrisiko am Steuer verringern soll. Und die Firma Mimidos aus Hennigsdorf in Brandenburg wird für ein neuartiges Misch- und Dosiersystem für Flüssigkeiten ausgezeichnet.

Auch nach 20 Jahren scheint der Preis nichts an Attraktivität bei den teilnehmenden Unternehmen und Firmengründern verloren zu haben. Mit 211 Einsendern wurde die Zahl der vergangenen Jahre abermals übertroffen. Von den Bewerbern stammen 122 aus Berlin, 85 aus Brandenburg und vier aus anderen Bundesländern. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das Ergebnis einen Zuwachs von rund 25 Prozent bei den Teilnehmern aus Brandenburg.

„Die Auswahl der Gewinner war in diesem Jahr besonders schwierig“, sagte Manfred Hennecke gestern Morgen. „Denn es gab unglaublich viele gute Teilnehmer.“ Erstmals wurden deshalb neben den vier Preisträgern drei weitere Teilnehmer gelobt: Die Firma Schmid Baukunststoffe aus Bad Liebenwerda, die Balkonplatten aus Kunststoff-Recycling herstellt. Das Institut für Solartechnologien aus Frankfurt an der Oder für Fertigungsverfahren von Dünnschicht-Solarzellen, und die Audiantis GmbH für ein interaktives Übertragungsverfahren im Internet.

Auch immer mehr Unternehmen erkennen offensichtlich die Bedeutung des in Public-Private-Partnership vergebenen Preises und engagieren sich als Sponsoren. So auch Microsoft Deutschland – das Software-Unternehmen wurde neuer Hauptsponsor.

Das Jubiläum wird offensichtlich von den Veranstaltern als guter Zeitpunkt angesehen, um eine Zwischenbilanz zu ziehen: Deshalb wurden jetzt auch die Ergebnisse einer empirischen Studie vorgestellt, die die Auswirkungen des Preises auf die insgesamt 75 Gewinner des Innovationspreises seit 1984 und den Wissenschaftsstandort Berlin / Brandenburg untersucht hat. Sie wurde im Rahmen eines Sponsorings vom Berliner Beratungsunternehmen tivona partners durchgeführt, die sich auf innovative und technologieorientierte Unternehmen spezialisiert hat und diese als Coach und Berater bei der Unternehmensentwicklung unterstützt. Methodische Unterstützung lieferte das Institut für Management der Humboldt-Universität zu Berlin.

Die Ergebnisse der Studie stimmen die Verantwortlichen zuversichtlich: Gewinner des Innovationspreises behaupten sich demnach durchweg erfolgreich am Markt. Ein Großteil der aus den Innovationen entstandenen Produkte oder Dienstleistungen wird nicht nur in Deutschland, sondern weltweit vermarktet. Die Unternehmen liegen mit einem durchschnittlichen Wachstum der Mitarbeiterzahl mit 9,4 Prozent weit über dem Durchschnitt im produzierenden Gewerbe, das im vergangenen Jahr 2,2 Prozent seiner Mitarbeiter abbaute. Auch die Chancen auf Kredite stehen besser als beim übrigen Mittelstand. Als besonders hilfreich sah eine große Anzahl der befragten Unternehmen den Marketingeffekt sowie die Förderung von Kontakten zur Politik an.

Was sich ein großer Teil der Befragten stärker vom Innovationspreis wünsche, seien Kontakte zu Geldgebern und Kooperationspartnern. Nach Ansicht der Berater sollte den Unternehmen leichter Zugang zu Beteiligungskapital ermöglicht werden und sie sollten mehr Unterstützung beim Aufbau von Vertriebskompetenz erhalten.

Nach Meinung der Veranstalter verknüpft der Innovationspreis Forschung und betriebliche Praxis und trägt damit dazu bei, dass aus Wissen schließlich Arbeit wird. „Die Region Berlin / Brandenburg weist die höchste Wissenschaftsdichte in Deutschland auf“, sagte gestern Morgen Berlins Wirtschafts-Staatssekretär Volkmar Strauch. „Wir sollten alles daran setzen, diese auch wirtschaftlich zu nutzen.“

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