Medizin. Noch sind die Sinne von Mensch und Tier
ungeschlagen und unverzichtbar für viele Anwendungen.
Geht es dagegen um ganz spezielle Aufgaben, so können
heute auch Automaten damit betraut werden. Auf dem
Hermann-von-Helmholtz-Symposium, das heute an der
Technisch-Physikalischen Bundesanstalt in Braunschweig
stattfand, stellten Forscher ihre neuesten Entwicklungen vor
und diskutierten die Zukunft der Sensorik.
Weinliebhaber werden mit Grausen daran denken, dass eines
Tages ein Sensor sie des Vergnügens berauben
könnte, die Qualität eines Weins anhand seiner
Aromen zu beurteilen. Andererseits ist dieses Experiment,
das Forscher heute im Rahmen eines Vortrages auf dem
Hermann-von-Helmholtz-Symposium an der Physikalisch-Technischen
Bundesanstalt in Braunschweig vorstellten, ein
Paradebeispiel dafür, was künstliche Sensoren
heute bereits vollbringen und was sie möglicherweise
niemals lernen werden. Elektronische Nasen sind heute
bereits sehr leistungsfähig und können zahlreiche
Einzelsubstanzen zuverlässig detektieren. Allerdings
darf dies nicht mit dem Riechen und dem Geruchssinn des
Menschen verwechselt werden, der auch feinste Unterschiede
oder auch kleinste Stoffmengen innerhalb beispielsweise
eines Weinbouquets wahrnimmt. So empfindlich sind die
elektronischen Schnüffler bei weitem noch nicht und
überdies müssen sie sich noch auf spezielle
Düfte konzentrieren, für die sie die jeweiligen
Sensoren besitzen.
Während also geübte
Önologen derzeit noch vor synthetischer Konkurrenz
sicher sind, erobern die künstlichen Riecher heute
dennoch zahlreiche Anwendungen. Ein Beispiel dafür ist
die Qualitätskontrolle von Verpackungen etwa für
Lebensmittel. Die Handelshüllen müssen einerseits
stabil und dicht sein, andererseits dürfen sie selbst
keine störenden Eigengerüche besitzen. Keine
leichte Aufgabe, beinhaltet die Verpackung doch auch
Weichmacher oder Kleber. Bislang werden neue Prototypen
solcher Materialien über eine Stunde in
Einmachgläsern auf über 40 Grad Celsius erhitzt
und anschließend zehn Profi-Riechern vorgesetzt, die
etwaige Ausdünstungen entdecken und beurteilen. Wie
viel kostengünstiger wäre da doch ein Apparat, der
diese Aufnahme übernimmt und bereits in der Fertigung
vor schadhaften oder unangenehm duftenden Folien warnt. Das
Verpackungsmaterial könnte dann chemisch analysiert und
entsprechend abgeändert oder verworfen werden.
So beschränkt sich die Welt elektronischer Riechorgane auf
die reine Simulation ihrer biologischen Pendants. Auch sie
können zwar Weine voneinander unterscheiden, jedoch nur
an Einzelmerkmalen, wie etwa dem Alkoholgehalt. Da dieser
intensive Eindruck aber die viel kleineren Mengen an
charakteristischen Duftstoffen überdeckt, bleiben diese
Details den Messinstrumenten noch eine Weile verborgen.
Überdies fehlen den Automaten zumeist
Verknüpfungen zu anderen Sinnesorganen wie etwa dem
Auge, die aber entscheidende Zusatzinformationen zur
Beurteilung eines Produktes liefern.
Erst wenige
Ansätze wie etwa die "Akustische Kamera" setzen auf die
Kombination von unterschiedlichen Sinnen. Dieser Apparat
gleicht einem Fahrradreifen, an dessen Felge über 30
kleine Richtmikrofone angebracht sind. Die zahlreichen
Mikrofone erzeugen sprichwörtlich ein Klangbild, das
von einer im Zentrum des Rades sitzenden Digitalkamera
aufgenommen wird etwa vergleichbar mit
Wärmebildern. Auf diese Weise können akustische
Umgebungen erstmals hochauflösend und anschaulich
aufgezeichnet und dargestellt werde.
[Quelle: Jo
Schilling]