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Unkonventioneller Leitungssucher der Extraklasse

Gerd Heinz

Schwiegermama wollte im schick gefliesten Bad eine neue Waschtischlampe mit LED haben. Wir schenkten ihr eine neue zu Weihnachten. Dem Schwiegersohn kommt es nun zu, diese auch anzubringen. Natürlich passen weder die Bohrlöcher noch die Stromzuführung zum Vorgängermodell. Zwei Verteilerkästen in der Wand deuten auf eine historisch gewachsene Verkabelung im Untergrund, deren Verlauf unklar bleibt. Wird man also bohren können, ohne ein Kabel zu treffen?

Also sucht man nach einem brauchbaren Leitungsfinder im Internet. Und bekommt aufsteigende Gewissheit aus den Bewertungen: Angebotene Geräte sind einerseits fast alle zu groß und zu klobig (Kabel sollen auch in Nischen zu finden sein) und außerdem, das zeigen meist die Bewertungen der Nutzer, meist zu unempfindlich.

Da man ein bereits gebranntes Kind ist, und man schon zwei nutzlose Geräte herumliegen hat, stellt sich die Frage einer Alternative.

Ich will es kurz machen. Als Schaltungstechniker entwirft man zunächst eine Schaltung mit OPV, die ein Maximum an AC-Verstärkung bei kompletter DC-Kompensation des Arbeitspunktes herausholt. An dieser kamen magnetische und elektrostatische Sensoren zum Einsatz: Ergebnis war eine Reichweite von jeweils wenig über 2 Zentimetern. Mager. Zwei Tage in den Sand gesetzt! Ein weiterer Versuch mit einem MC14069 (4069) mit 6 hintereinander geschalteten Invertern brachte eher weniger, denn mehr Verstärkung. Ist man an der Rauschgrenze, versiegt die Weisheit sowieso.

Es zeigt sich, daß der Bereich hörbarer Frequenzen (50 Hz bis 15 kHz) offenbar nur sehr sparsam mit Störsignalen besiedelt ist. Logisch, denn Geräte wollen nicht durch Brummen, Schnarren oder Piepen auffallen. Ein Geradeaus-Verstärker scheidet damit aus.

Also heißt es, weiter zu suchen.

Und da will es der Zufall, daß Google die Seite [1] aus dem Labortagebuch von Burkhard Kainka zeigt:

Während man bei Leitungsfindern über Unterputz-Reichweiten von Zentimetern sprich, geht es bei vergrabenen Leitungen doch mindestens um einen halben Meter? Wie geht so etwas? Geht das überhaupt? Und wenn ja, auf welcher Frequenz und mit welchen Tricks?

Da ein Fledermausdetektor seit Jahren im Regal steht, kann man ja mal einen Versuch wagen! Gemäß Anleitung baute ich einen zusätzlichen Umschalter ein, der das Signal an K1 (siehe [2]) entweder auf das Mikrofon, oder auf eine Antenne schaltet.


Die Antenne besteht aus Haushaltfolie, sie ist 80x22 mm² groß. Auf einen 2mm dicken Schaumstoff (Depron o.ä.) klebt man vollflächig doppelseitiges Klebeband. Darauf Alufolie (Haushaltfolie). Dann wird ein zwei Zentimeter langes Lochblech (Rest von Tamiya- oder anderen Kontaktstiften) mit dem Klammeraffen als spätere Lötfahne festgetackert. An dessen freies Ende kann der zum Umschalter führende Draht festgelötet werden, siehe Abb. 2. Dann kommt noch einmal ganzflächig doppelseitiges Klebeband darauf und dann wird die Antenne im "Buchrücken" festgeklebt. Zum Schluß löten wir den Antennendraht an den Schalter an.


Was dann kam, war eine riesige Überraschung!

Meine Schreibtischlampe (Energiesparlampe, 11W) macht elektrisch einen solchen Lärm! Schaltet man zwischen Ultraschall und Antenne um, so bemerkt man zwar Unterschiede. Dennoch ist das elektrische Siignal der Lampe fast lauter als das Ultraschallsignal. Und das Beste daran: Man hört das Lampengeknatter bereits aus einer Entfernung von gut einem halben Meter. Unglaublich! Auch mein Notebook gibt extreme Geräusche von sich. Der daneben stehende, modernere Monitor ist vergleichsweise leise.

Man kann das Geknatter der Energiesparlampe entlang des Kabels verfolgen. Dort, wo es in der Wandsteckdose verschwindet, bemerkt man sofort, auf welcher Wandseite die Kabelei weiterführt und wohin es genau führt! Daß Kabelsuche so einfach sein kann!

Demnächst werde ich zur Schwiegermutter fahren, um die Löcher zu bohren. Ich werde eine Energiesparlampe als "Lärmquelle" mitnehmen sowie einen batteriebetriebenen Signalgenerator. Wenn der auf 42 kHz (Rechteck oder Sinus) gestellt wird, könnte man zur Not auch ein Signal in die Stromanlage einspeisen. Vorsicht: Vorher unbedingt die Hauptsicherungen entfernen und auf Spannungsfreiheit prüfen!

Wichtig: Man findet Leitungen leichter, wenn ein "Störstrom" durch sie hindurch fließt. Bei der Energiesparlampe findet man mühelos den Leitungsverlauf bis zur Hauptsicherung, während davon abzweigende Kabel eher schnell leiser werden.

Lieber Burkhard, danke für Ihren Fledermausdetektor! Er ist großartig! Und das alles für 20 Euro [3] !

Interessant sind auch weitere Experimente, die hier beschrieben sind [4]).


Quellen

[1] Kainka, B.: Labortagebuch vom 1.9.2021: Fledermaus-Leitungsfinder (Link)

[2] Kainka, B.: Fledermaus-Detektor mit Schaltplänen und Beschreibung (Link)

[3] Franzis Verlag Haar: Fledermausdetektor zum Selberbauen (Verkauf) (Link)

[4] Kainka, B.: Fledermausdetektor, Tipps und Tricks (Link)





http://www.gheinz.de/techdocs/ hobby/ls/index.htm (Link)

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