G. Heinz
Eine der ersten Fragen bei der Entwicklung der Theorie der Wellen auf nervlichen Leitbahnen - der Interferenznetzwerke - war die nach der Signalverzögerung von gewöhnlichem Fleisch. Kann die ionische Leitung in Fleisch elektrische Pulse verzögern?
Deshalb wurde im September 1992 noch vor dem Daumenexperiment ein allererstes Experiment mit einem Schweineschnitzel durchgeführt. Dessen Ergebnis war so erwartbar, wie das Amen in der Kirche. So verzichtete ich bislang darauf, dieses Experiment überhaupt zu erwähnen. Offenbar aber haben auch interessierte Leser bei der Einarbeitung in Interferenznetzwerke dieselbe Frage.
Kann gewöhnliches Fleisch Impulse verzögern oder ist dies eine Besonderheit, die nur Nerven leisten? Das Experiment von 1992 wurde nachgestellt. Damals wurde mit einem einfachen, einkanaligen Röhrenozilloskop mit einer Grenzfrequenz von 100 kHz experimentiert. Heute kommt ein modernes USB-Oszi zum Einsatz. Das Ergebnis ist allerdings dasselbe.
Ein Rechteckgenerator RG1 in Abb.1 erzeugt ein Rechtecksignal mit 125 kHz, dessen Amplitude ist 4 Volt. Damit entsteht eine Serie von positiven Rechteckimpulsen, von denen jeder 4 Mikrosekunden dauert - kürzer, als jeder bekannte Puls aus dem Nervensystem. So kann jede noch so kleine Verzögerung sichtbar gemacht werden - sofern sie existiert.
Über einen Widerstand R1 von 100 kΩ wird das Signal bedämpft. Das Oszilloskop ist mit dem blauen Kanal an den Rechteckgenerator angeschlossen, mit dem roten Kanal an die Elektrode E1, siehe Abb.1.
Auf dem Fleisch (Schnitzelfleisch vom Schwein) Abb.2 liegt zwischen den Testelektroden E1 und E2 eine Kapazität C (nicht dargestellt), mit der ein RC-Glied entsteht. Auch besitzt das Fleisch einen Widerstand R (nicht dargestellt), der für zusätzliche Dämpfung sorgt. Die Fleischlage ist etwa 4 cm hoch.
Die Elektroden wurden aus Alu-Haushaltfolie gefertigt, sie sind 2x2 cm groß, die Elektroden sind im Abstand von 10 cm mit doppelseitigem Klebeband auf die Unterseite einer durchsichtigen Plastikfolie geklebt. Heftklammern stellen die Verbindung zu den Anschlußleitungen auf der Oberseite dar.
Abb.1: Schema des Aufbaus. Der Rechteckgenerator RG1 ist auf 125 kHz eingestellt. Zwei Kanäle des Oszilloskops OSZ1 liegen am Vorwiderstand R1 an.
Abb.2: Muskelfleisch (Schweineschnitzel) mit darauf fixierten Elektroden
Abb.3: Oszillogramm ohne Fleisch - Kanal A (blau) und B (rot) stehen beide auf +/- 5 Volt, die Zeitachse ist in 10 µs/div geteilt
Abb.4: Oszillogramm mit Fleisch - Kanal B (rot) steht jetzt auf +/- 1 Volt. Eine Verzögerung zwischen blauem und roten Kanal ist nicht zu erkennen.
Während ohne das Fleisch (Abb.3) ein RC-Glied entsteht, dessen dominantes C vom Meßaufbau stammt, sehen wir mit unter den Elektroden liegendem Fleisch eine nahezu identische Wellenform (Abb.4). Allerdings mit einer Besonderheit: Deren Amplitude wird vom Fleisch auf rund ein Fünftel verringert. Das Fleisch stellt eine Dämpfung von etwa 0,7 Vpp zu 3,4 Vpp gleich 0,2 dar. Daraus ergibt sich ein Ersatzwiderstand des Fleischs von etwa 100 kΩ mal 0,2 gleich 20 kΩ.
An der Signalform ändert sich praktisch nichts, die Kapazität des Fleischs hat erstaunlicherweise nahezu keine Wirkung. Im Gegenteil: Mit dem Fleisch wird die Anordnung niederohmiger, die Flanken (rot) erscheinen in Abb.4 gegenüber Abb.3 etwas steiler. Auch ist eine geringe, negative Verschiebung des Signals an E2 zu bemerken, die wahrscheinlich durch einen Gleichrichtereffekt der Alufolie mit dem Fleisch entsteht.
Vergleicht man die Ecken von roten und blauen Signalen in Abb.4, so wird deutlich, daß Fleisch nicht die Spur irgendeiner Signalverzögerung zeigt. Beim Fleisch haben wir es offenbar mit einem einfachen RC-Glied als Ersatzschaltung zu tun, einer Parallelschaltung von Widerstand R und Kapazität C.
Hätte das Fleisch die höchste Leitgeschwindigkeit im Bereich von 100 Metern pro Sekunde (myelinisierte Axonen), so würde auf einer Länge von 10 Zentimetern eine Verzögerung von einer Millisekunde zu beobachten sein. Dem ist nicht so.
Langsame, nervliche Leitung ist offenbar eine Spezialentwicklung der Evolution, deren Sinn sich wohl erst mit der Theorie der Interferenznetzwerke voll erschließt.
Created 2025/05/17
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